Ausstellungsführung

Yasmeen Lari

Architektur für die Zukunft

Di 14.03.2023, 17:30-18:30
eine verschleierte Frau sitzt auf einer Erhöhung und rührt in einem Topf um

Yasmeen Lari hat den rauchfreien Pakistan Chulah (Pakistanischer Herd) entwickelt, der nur halb soviel Brennmaterial braucht. Solche Herde können von den Familien aus den lokalen Materialien Lehm und Kalk selbst gebaut werden, angeleitet von “Chulah Adhis“ (Herd Schwestern), die ein Training der Heritage Foundation erhalten haben. 70.000 rauchfreie Pakistan Chulahs wurden in den letzten Jahren gebaut und individuell dekoriert.
© Foto: Archiv Yasmeen Lari

Als erste Architektin Pakistans entwarf Yasmeen Lari ikonische Bauten der Moderne, bevor sie eine Zero-Carbon-Selbstbau-Bewegung für Klimageflüchtete und Landlose begründete. Anhand ihres Lebenswerks zeigt die Ausstellung, wie sich das Verhältnis von Architektur und Zukunft verändert.

Die Auswirkungen der menschengemachten Klimakatastrophe sind weltweit dramatisch. Pakistan, das zu den meist gefährdeten Staaten weltweit zählt, ist überdurchschnittlich betroffen. Als im Sommer 2022 ein Drittel des Landes überflutet war, leistete die über 80-jährige Yasmeen Lari unermüdlich architektonische Katastrophenhilfe. Für Lari muss Architektur das Überleben und die Würde des Einzelnen mit dem Schutz des Planeten in Einklang bringen. „Es geht darum, welche Methode die kostenschonendste, sicherste und ökologischste ist, und diese dann massenhaft in Umsetzung zu bringen“, so Lari. In den letzten zwei Jahrzehnten entwickelte und implementierte sie ihr System der Zero-Carbon-Architektur, basierend auf lokalen Ökonomien, der Innovation von historischen Bautraditionen, den klimaneutralen Materialien Bambus, Kalk und Lehm sowie Trainings im Selbstbau und frauenzentrierten Prozessen. Gemeinsam mit Klimageflüchteten und Landlosen hat Lari zehntausende flut- und erdbebensichere Häuser, sanitäre Infrastrukturen, rauchfreie Herde und Gemeinschaftseinrichtungen errichtet.

Diese weltweit erste Ausstellung zu Yasmeen Lari zeigt anhand von unveröffentlichten Fotos, Zeichnungen und Dokumenten aus dem Archiv der Architektin ihren beeindruckenden Weg von der internationalen Moderne zu einer CO2-freien Architektur. In England ausgebildet, eröffnete Lari in den 1960er Jahren ihr Architekturbüro in Karatschi und avancierte zu Pakistans Stararchitektin. Als Pionierin des Brutalismus realisierte sie Häuser für das neue Lebensgefühl der urbanen Mittelschicht des unabhängigen Pakistan, schuf ikonische Großbauten, aber auch sozialen Wohnbau. Gemeinsam mit ihrem Mann Suhail Zaheer Lari gründete sie die Heritage Foundation of Pakistan und erforschte und rettete das bauliche Erbe ihres Landes, die beiden Weltkulturerbestätten in Makli und Lahore ebenso wie Alltagsbauten.

Die moderne Architektur hatte den Anspruch, eine bessere Zukunft zu bauen. Heute leben wir mit den Folgen: extreme Wetterereignisse, fossile Energieabhängigkeit, Zerstörung planetarischen Ausmaßes. Architektur ist gefordert, Mitverantwortung zu übernehmen und die Arbeit an ökologischer Gerechtigkeit nicht aufzugeben. Yasmeen Laris Credo einer Architektur für die Zukunft: „Wir müssen den Planeten schonend behandeln.“

Kuratorinnen: Angelika Fitz, Elke Krasny, Marvi Mazhar
Szenografie: Alexandra Maringer
Ausstellungsgrafik: Alexander Ach Schuh
Projektkoordination: Agnes Wyskitensky