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sonntags 51
Das wandernde Wohnzimmer
Die Zimmer der Lucie Rie von Ernst A. Plischke, 1928
Nicht nur Plischkes Arbeit als Innenarchitekt und Möbeldesigner, auch die museale Präsentation von Interieurs, sowie Fragen der Restauration und Rekonstruktion sind Themen der Führung durch die erlesene Sammlung der Klassischen Wiener Moderne, zu der aus der Londoner Emigration zurückgekehrten Wohnung der Keramikerin Lucie Rie (1902-1995).
Die Wohnung ist das erste Werk des Architekten und späteren Architekturprofessors Plischke. Sein Studium begann Plischke 1921 an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Josef Frank und Oskar Strnad und schloss es 1926 bei Peter Behrens ab. Anschließend arbeitete er im Büro Frank.
Lucie Gomperz hat 1922 bis 1926 bei Michael Powolny an der Wiener Kunstgewerbeschule Keramik Studiert und früh internationale Anerkennung erhalten. Nach ihrem Diplom heiratete sie den Physiker Hans Rie und beauftragte Plischke 1928 mit der Einrichtung ihrer Wohnung in der Wiener Wollzeile.
Das Entwurfskonzept Ernst A. Plischkes für die Einrichtung der Wohnung ging von einem flexibel benutzbaren Ambiente aus und sah eine geschlossene Gesamtwirkung der Räume vor. Die Kastenwände aus Nussbaumholz verfügen über ein aufwendiges Innenleben, sie bestehen nicht mehr aus einer Reihe selbständiger Einzelstücke sondern sind vollständig zerlegbar, nicht mehr verleimt, sondern geschraubt. Die Hocker, Tische und Armlehnstühle sind nach Bedarf leicht umzugruppieren.
Bei ihrer Emigration aus Österreich 1938 nahm Lucie Rie die gesamte Wohnungseinrichtung mit nach London. Sie ließ die zerlegten Möbel mit einem Satz ihrer Zeichnungen in die Albion Mews senden. Der Architekt Ernst Freud, Sohn von Sigmund Freud hat sie wieder zusammengebaut.
Treff:
Hofmobiliendepot
Andreasgasse 7
A – 1070 WIEN
14.00 Uhr
Führung: Heidemarie Leitner und Eva B. Ottillinger
Tickets: ATS 100.- (EUR 7.30) / ATS 50.- (EUR 3.65)