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Hintergrund 37

Chinaproduction

Unter dem Titel „Chinaproduction“ reflektiert die im Architekturzentrum Wien präsentierte Ausstellung die aktuelle internationale Debatte über zeitgenössische Architektur in China, den Wandel von einem maoistisch-kommunistischen Staat zu einer politisch-ökonomischen Supermacht mit westlichen Tendenzen. Der vorliegende Hintergrund 37 „Chinaproduction“ widmet sich ausführlich Urbanisierungsprozessen in China, die hauptsächlich ökonomisches Wachstum erfüllen und die Schöpfung von Mehrwert garantieren und fördern soll. Diese Ausgabe des Hintergrund bietet umfassende Informationen und gewährt facettenreiche Einblicke in das „world-laboratory“ der Städteplanung und der Architektur, zu dem China geworden ist.

6,00 

Beschreibung

In China wurde in den letzten Jahrzehnten ein Modernisierungsprogramm eingeleitet, das den strukturellen Umbau der chinesischen Gesellschaft zugunsten heute global vorherrschender marktwirtschaftlicher Bedingungen schrittweise vornehmen sollte. „Urbanismus“ erwies sich als geeignetes Experimentierfeld und effizientes Instrumentarium, Netzwerke internationalen Kapitals im (post-)kommunistischen China zu verankern. Urbanisierungsprozesse, die sich seither in China in der Wechselwirkung von staatlicher Bürokratie und dem Kräftespiel des freien Marktes vollzogen haben, erfüllten vornehmlich den Zweck, ökonomisches Wachstum, die Schöpfung von Mehrwert, zu garantieren und zu fördern. Ein Genre von Städtebau jenseits der (akademischen) Disziplin „Architektur“ hat sich entwickelt, neue Stadttypen, die aus rein ökonomischen Modellen generiert wurden, entstanden. Architektonische Praxis sieht sich im „Kontext China“ ohne legitimierte oder allgemeingültige Regelwerke mit einer neuartigen „urbanen Substanz“ konfrontiert: Aus jeweiligen urbanen Lagen müssten zukunftsweisende allgemeine, jedoch wandelbare Grundlagen erarbeitet werden, die ortsspezifisch (anderorts) in Planungsstrategien übersetzbar sein sollen. „China“ ist zu einem „world-laboratory“ der Städteplanung und der Architektur geworden. Großflächige und umfassende Zerstörungen traditioneller Stadtstrukturen, die überlieferte Lebensformen auslöschen, sind als kollektiver Gedächtnisverlust auch in das Bild heutigen Modernismus eingeschrieben.
Andererseits ließen jedoch die neue Form politischer Ökonomie – unter dem Titel „sozialistische Marktwirtschaft“ – und die daraus resultierende Dimension und Geschwindigkeit der Urbanisierung China zur begehrtesten Baustelle der Architekturhero*innen des westlichen internationalen Architekturbetriebes werden.