Highlight

Walter Loos und die Sommerfrische in Argentinien

Objekt aus der Sammlung

2 Eisenstühle

Walter Loos, Eisenstühle mit Lederbespannung, entworfen für den „campo“ (das Land)
© Architekturzentrum Wien, Sammlung

Altaussee und Argentinien – geografisch weit voneinander entfernt – kommen in einem unkonventionellen Entwurf von Walter Loos aus dem Jahr 1945 zusammen.

Über die Entwurfszeichnung für ein Restaurant am See ist nicht viel bekannt – Loos hat sie in Argentinien aufs Papier gebracht, nur wenige Jahre nachdem das südamerikanische Land für ihn zur zweiten Heimat geworden war. Ob ein Auftrag dahinterstand, oder ob er nur eine schnelle Idee festhalten wollte, lässt sich nicht mehr eruieren. Das mit dynamischen Strichen gezeichnete Restaurant besticht durch seine Form: Auf dem mitten in den See gesetzten Brückenbau thront ein Schmetterlingsdach, wodurch der gesamte Baukörper sehr beschwingt und leicht wirkt. Das Restaurant öffnet sich mit einer durchgehenden raumhohen Verglasung, vor der abgetreppte Terrassen das sommerliche Mobiliar aufnehmen, zum See. Durch die charmante Beschriftung – wer hätte nicht angenommen, dass es sich im Hintergrund um Berge und den Himmel handelt? – erfahren wir, dass die Dachoberseite grau und die Dachunterseite mit Bambus verkleidet gewesen wäre. Der interessanteste Hinweis aber „schwimmt“ auf den stilisierten Wellen – die Bezeichnung „Farbe Altaussee“.

Der 1938 über London und die USA nach Argentinien emigrierte Walter Loos führte in Südamerika das Leben eines Bohemiens. „Er hatte nichts Akademisches an sich“, konstatierte ein Freund in Buenos Aires. Das Zitat scheint eine treffende Beschreibung des Menschen wie des Architekten. Zur Sommerfrische fuhr er entweder mit seiner Geliebten, Gisela Busch de Moltke, in die vom ihm umgebaute Quinta in Adrogué, oder mit seiner Frau Fridl in sein Ferienhaus nach Chapadmalal.