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„Raumfigur für die Kunst“ – das Museum Sammlung Essl von Heinz Tesar

Objekt aus der Sammlung

weißes großes Gebäude mit Innenhof und grüner Wiese

Heinz Tesar, Museum Sammlung Essl, Außenansicht
© Architekturzentrum Wien, Sammlung, Foto: Margherita Spiluttini

Nach fast acht Jahren wird eines der Hauptwerke von Heinz Tesar, das Museum Sammlung Essl, nun als Albertina Klosterneuburg wieder öffentlich zugänglich. Der im Jänner 2024 verstorbene Architekt durfte die Ankündigung der Wiedereröffnung noch miterleben.

Bereits 1987 war Heinz Tesar von Agnes und Karlheinz Essl, den Gründern einer großen Baumarktkette, mit der Errichtung des Schömer Verwaltungsgebäudes in Klosterneuburg betraut worden, das neben Büros auch Galerieflächen für die wachsende Sammlung des kunstaffinen Ehepaares aufwies. Nicht ein- mal zehn Jahre danach wandte man sich erneut an Tesar – die mittlerweile mehrere tausend Werke umfassende Sammlung brauchte mehr Platz. So kam es zum Bau des ersten Privatmuseums Österreichs, das 1999 als Museum Sammlung Essl eröffnete und bis 2016 in rund 200 wechselnden Ausstellungen zeitgenössische internationale und österreichische Kunst präsentierte. Ab 2017 wurde das Gebäude von der Albertina als Depot genutzt.

Das Museum fügt sich in Form eines rechtwinkligen Dreiecks zwischen Donau-Au und Bahntrasse in die Landschaft ein. Zwei aufeinander spitz zulaufende Trakte mit Oberlichtsälen bildeten die ursprünglich 3200 m², jetzt 2800 m² großen Ausstellungsräume, die den Besucher* innen im Zusammenspiel von Licht, Raum und Bewegung die Kunst näherbringen.

Tesar war ein Grenzgänger zwischen Architektur und Kunst und unter den österreichischen Architekt*innen eine Ausnahmeerscheinung. Ausgangpunkt seines Entwurfsprozesses waren seine zeichnerischen „ersten Gedanken“ – oder auch sprachliche Notate. Diese öffneten als „Präarchitekturen“ immer wieder neue Wege für die nachfolgende Formgebung. Planungsvorgängen, die sich den konzeptuellen Zwängen der Bauwelt unterordnen, erteilte er eine klare Absage: „Architektur ist Denken genauso wie Bilden.“

Am 16.06.1939 in Innsbruck geboren, studierte Heinz Tesar von 1961–1965 Architektur an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterklasse von Roland Rainer. Von 1969–1973 war er als Mitarbeiter im Büro von Wilhelm Holzbauer tätig. 1973 gründete er ein eigenes Architekturbüro in Wien. Von 1983 an war Tesar ein vielgefragter Gastprofessor an renommierten Universitäten in den USA, Kanada, Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz. Zum Museum Sammlung Essl notierte Heinz Tesar 1999: „Das Museum ist eine Raumfigur für die Kunst. Die Installation des Kunstwerkes stellt einen Balanceakt im Raum dar, wobei das Unsichtbare eine Qualität des Sichtbaren bleibt. Gedanken lagern sich als materiale Objekte in Sammlungen ab. Scheinbar Unvergleichliches wird vergleichbar, die Reihung von Ähnlichem zeigt Unterschiede. Zeit wird sichtbar. Museen sind öffentliche Gehäuse, ihre Architektur beginnt vor der Architektur.“