Am 12. März 1945 erlebte die Stadt Wien ein verheerendes Bombardement, das auch die Staatsoper – 1869 nach Plänen von August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll vollendet – nachhaltig beschädigte. 50 Jahre später sorgte die notwendig gewordene Winterverglasung der Loggia für einen medialen Einschlag.
„Der van der Nüll ist dran gestorben, daß seine Oper man verdorben: Gewöhnt man sich auch immerhin – sie steckt zu tief im Boden drin. Könnt‘ van der Nüll nun auferstehen und würd‘ die neuen Fenster sehen, mit denen sie sein Werk verschandeln, er könnte wohl nicht anders handeln als sich, da sie’s so gräßlich treiben, zum zweiten Male zu entleiben.“ (Wolf Martin am 6.1.1995 in seiner Kolumne in der Kronen-Zeitung)
1991 war Hermann Czech (geb. 1936), bekannt durch seine subtilen Interventionen in historische Bausubstanz, mit einer Winterverglasung der Loggia der Staatsoper betraut worden. Der mit Fresken von Moritz von Schwind geschmückte Freiraum war über die Jahrzehnte Frost und Feuchtigkeit ausgesetzt. Czechs vieldiskutierter Entwurf fügte der Inkunabel der Wiener Ringstraßenarchitektur während der Monate November bis April eine Gestaltungsebene hinzu. Die Finanzierung erfolgte durch die Casinos Austria, die alljährlich während des Opernballs in der Loggia einen Spielsaal betreiben.
Die Verglasung weicht hinter den Skulpturen zurück, um ihnen genug Raum zu geben. In der Brüstungszone wiederum lässt sie durch eine Wölbung nach außen im Innenbereich mehr Bewegungsraum. Daraus ergibt sich eine komplexe, netzartig durchhängende Figuration von Glasebenen. Sie verleugnet ihren Charakter als Fremdkörper nicht und kann in wenigen Tagen montiert werden. Christian Kühn verglich die Verglasung mit einer Zahnregulierung — auch die kann reizvoll sein, besonders wenn man weiß, dass sie wieder wegkommt.