Highlight

Hanno Schlögl und das Bauen im Bestand

Objekt aus der Sammlung

großer länglicher Innenraum mit Fenstern, Säulen und Holzdecke

Der Innenraum des adaptierten ehemaligen Salzlagers in Hall, 1995–1997
© Architekturzentrum Wien, Sammlung, Foto: Nikolaus Schletterer

Wer Hanno Schlögls Atelier im Palais Tannenberg-Enzenberg in der Innsbrucker Innenstadt aufgesucht hat, fand sich in einem beeindruckenden Rokoko-Saal mit reichhaltigem Stuck und Deckenfresken von Christoph Anton Mayr (um 1740) wieder.

Das historische Setting, in dem der Architekt arbeitete, verweist indirekt auf zwei seiner Schlüsselwerke, in denen der Umgang mit Altbestand eine wichtige Rolle spielt. Respekt vor der Geschichte und entschiedene architektonische Eingriffe verbinden sich dabei zu einzigartigen Raumerlebnissen.

großer Bürotisch in einem Raum mit Stuckdecken und Fresken
Einblick in das Büro von Hanno Schlögl in der Innsbrucker Innenstadt
© Architekturzentrum Wien, Sammlung, Foto: Günter Richard Wett
Innenhof mit Glasdach am Boden
Galerie im Taxispalais, Innsbruck, Umbau und Erweiterung, 1997–1999
© Architekturzentrum Wien, Sammlung, Foto: Margherita Spiluttini
Blick unterhalb des Glasdaches auf die Innenhoffassade
Galerie im Taxispalais, Innsbruck, Umbau und Erweiterung, 1997–1999
© Architekturzentrum Wien, Sammlung, Foto: Margherita Spiluttini
Skizze auf schwarzem Untergrund mit Zeichnung in weiß, blau und braun
Skizze für den Umbau des Taxispalais in Innsbruck, 1997–1999
© Architekturzentrum Wien, Sammlung

1995 erhielt Schlögl den Auftrag, das devastierte Salzlager im bereits 1967 stillgelegten Salinengelände in Hall zu sanieren. Der riesige, sakral anmutende Innenraum mit den salzzerfressenen, über neun Meter hohen Säulen aus Höttinger Brekzie ist ein Industriedenkmal ersten Ranges, war aber als solches kaum mehr wahrgenommen
worden. Nach der Adaptierung rückte es wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Ergänzt wird das auratische Raumwunder durch das parallel dazu liegende ehemalige Rangiergebäude, das der Architekt in einen eleganten Eingangstrakt transformierte. Heute übernimmt das imposante Gebäude beinahe die Funktion eines Torbaus am Eingang zur Stadt. Gleich im Anschluss konnte Hanno Schlögl erneut seine Expertise unter Beweis stellen: Die im ältesten Barockpalais Innsbrucks untergebrachte „Galerie im Taxispalais“ benötigte eine Erweiterung. Schlögl gewann den Wettbewerb mit einer ungewöhnlichen
Idee. Er verlegte den geforderten Ausstellungssaal kurzerhand unter die Erde und überdeckte ihn mit einer Stahl-Glas-Konstruktion, wodurch der freie Blick auf die barocke Fassade erhalten blieb.
Die Koexistenz von alt und neu in beiden Kulturbauten ist bis heute beispielhaft für eine sinnliche und intuitive Raumwahrnehmung, in der die Begegnung zwischen Architektur, den Besucher*innen und den ausgestellten Objekten mühelos hergestellt wird.

Hanno Schlögl wurde 1944 in Hall/Tirol geboren. 1967 schloss er sein Studium in der Meisterschule von Roland Rainer an der Akademie der bildenden Künste in Wien ab. Von 1989 bis 2004 war er Mitglied des Tiroler Kulturbeirats. 1991–1998 unterrichtete er an der Uni Innsbruck und unterhielt von 2003–2018 ein gemeinsames Büro mit Daniel Süß. Seit 2018 war er wieder in seinem eigenen Architekturbüro tätig. Hanno Schlögl starb am 3 Dezember 2020.