„Garstenauers Gastein-Architektur der 70er-Jahre bleibt Weltklasse, der Umgang damit eine Schande, die Beschäftigung damit Pflicht für die aktive Architektengeneration.“ (Ute Woltron)
Dem in den 1960er-Jahren einsetzenden Niedergang des ehemals mondänen Kurortes Bad Gastein wollte Gerhard Garstenauer mit einer Reihe von identitätsstiftenden Bauten entgegenwirken: ein aus dem Berg gesprengtes Felsenbad, ein Kongresszentrum und vier futuristisch anmutende Skiliftstationen am Kreuzkogel (1971–1972) konnte er schließlich verwirklichen. Er setzte damit kompromisslose Utopien in die Realität um, 14 die andernorts lediglich auf dem Papier erträumt wurden. Im umfangreichen Archiv von Friedrich Achleitner haben sich mehrere Negative und Pläne erhalten.
Die vier raumschiffartigen Metallkapseln waren so konstruiert, dass sie hochalpine Bedingungen wie starken Wind, hohe Schneelasten und extreme Temperaturen aushielten. Die Kugelform erlaubte zudem einen 360-Grad-Panoramablick über die Berggipfel. Die Bilder vom Transport der Kugeln mittels Hubschrauber auf 2.600 m Seehöhe sind legendär. Alles war perfekt berechnet, doch plötzlich konnte vor versammelter Festgemeinde der Hubschrauber die Kugel nicht heben. Rettender Einfall: Die fertig eingepasste Tür wurde blitzschnell demontiert, der spektakuläre Flug zum Gletscher fand doch noch statt und die örtliche Blaskapelle konnte ihren Tusch anstimmen.
Gerhard Garstenauer wurde 1925 in Fusch geboren und studierte von 1947–1952 an der Technischen Hochschule in Wien bei Siegfried Theiss. Ab 1954 war er freischaffender Architekt in Salzburg. Von 1973–1978 lehrte er an der Universität Innsbruck und habilitierte 1980 an der TU Graz. Sein architektonisches Werk ist zu einem großen Teil in Stadt und Land Salzburg zu finden. Bekannt geworden ist er aber vor allem mit seinen Bauten im Gasteinertal.