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Die Architektenhandschrift – Johannes Spalts Haus Draxler in Nussdorf am Attersee

Objekt aus der Sammlung

Bleistiftskizze Wohnraum

Johannes Spalt, Haus Draxler, Nussdorf am Attersee, 1987–1988, Wohnraum mit Sitzgruppe, Bleistift auf Papier, 31 x 31 cm
© Architekturzentrum Wien, Sammlung

„Ein Haus ist wie ein Leib, ein Organismus, mit Geheimnis, als Erlebnis empfindbar und nicht in allem erklärbar ...“ (Johannes Spalt).

Das Haus Draxler (1987–1988) erscheint 1995 am Cover der umfassenden Enzyklopädie zur österreichischen Baugeschichte und wird so zum prototypischen Bau für das 20. Jahrhundert in Österreich erhoben. Auf den ersten Blick irritiert das vorspringende Satteldach – ein „verräumlichter Dachschirm“ (Otto Kapfinger), der die Physiognomie des Hauses bestimmt. Der lang gestreckte Baukörper orientiert sich an den traditionellen Bauformen der Umgebung, in seinen reduzierten Formen hebt er sich zugleich wohltuend vom „alpenländischen Gebirgsstil“ der angrenzenden Bebauung ab. Von amtlicher Seite wurde diese Abweichung als Störung des Landschaftsbildes gesehen.

Die Kunst der Zeichnung

Die intensive Schulung im Freihandzeichnen während der architektonischen Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien zeigt sich in den beiden Handzeichnungen Spalts. Die unruhige Strichführung, Ausdruck einer unmittelbaren Niederschrift von Eindrücken und Vorstellungen, ist mehr als nur das schnelle Notieren einer visuellen Idee. Bei der Zeichnung der Sitznische mit Kamin fühlt man sich an Loos´sche Wohnkonzepte erinnert. Spalt teilt das für die Wiener Moderne so typische Misstrauen gegen einen vordergründigen Zeitgeist. Für Spalt gibt es keine idealtypische Vorstellung einer zeitgemäßen Wohnform, vielmehr gilt es, den Bedürfnissen und Komfortvorstellungen der Bewohner zu entsprechen und sich mit den regionalen Bedingungen auseinanderzusetzen.