Das Az W-Jahr startet mit einem Paukenschlag: Die neue Schausammlung präsentiert viele Schlüsselobjekte erstmals der Öffentlichkeit und rückt diese dabei in den Horizont der Gegenwart. Ab März gibt es unter dem Titel „Serious Fun“ die erste umfassende Auseinandersetzung zum Verhältnis von Architektur und Spiel zu sehen. Im Herbst werden die frisch gekürten besten Bauten aus ganz Europa gezeigt. Die für Schlagzeilen sorgende Ausstellung „Boden für Alle“ tourt derweil durch ganz Österreich.
Das Architekturzentrum Wien hat die Zeit der Pandemie genützt, um hinter den Kulissen intensiv an der neuen Schausammlung zu arbeiten. Ab Februar wird sie Einblicke in die bedeutendste und umfassendste Sammlung zur österreichischen Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts geben. Unter dem Titel „Hot Questions – Cold Storage“ erwecken sieben „heiße Fragen“ den stillen Speicher zum Leben, von den Auswirkungen der Globalisierung auf unsere Städte und Dörfer über die Frage „Wie wollen wir wohnen?“ bis zum Beitrag, den Architektur für unser Überleben auf diesem Planeten leisten kann. Die zentrale Frage in der Arbeit des Architekturzentrum Wien „Was kann Architektur?“ liegt somit auch der neuen Schausammlung zugrunde.
Welche Architektur steckt in Puppenhäusern, nach welchen Leitlinien wachsen Städte in Computerspielen und was für Gebäude bieten Ego-Shootern Schutz vor Angreifern? Die Ausstellung „Serious Fun. Architektur & Spiele“ zeigt und hinterfragt analoge und digitale Architekturspiele. Ab März lädt sie zum Staunen, Spielen und Nachdenken ein. Denn Spiele arbeiten nicht nur mit Architektur, sie halten ihr auch einen Spiegel vor. Im Herbst ziehen wieder „Europas beste Bauten“ im Az W ein. Spannend wird, wie die hochkarätige Jury – diesmal unter dem Vorsitz von Tatiana Bilbao – mit ihrer Auswahl auf aktuelle Fragen von Wohnbau bis Klima reagiert. Noch bis 7. Februar ist die Architektur eben jener Juryvorsitzender in der Ausstellung „Tatiana Bilbao Estudio“ im Az W zu sehen. Ihre Projekte sind geprägt von einer Haltung der Ko-Existenz. Das beginnt mit Ideen für ein besseres Zusammenleben und reicht bis zur Verbindung von Natur und Gebäude. Mit einer Fülle an sinnlichen Materialien, anschaulichen Collagen und Modellen wurde die Ausstellung in den letzten Monaten zum Publikumsliebling.
Die Ausstellung „Boden für Alle“ hat im letzten Jahr viele Menschen aufgerüttelt. Sie zeigt die fatalen Auswirkungen des enormen Flächenverbrauchs in Österreich und schlägt Alternativen vor. Das ganze kommende Jahr wird sie durch Österreich touren und auch in kleineren Gemeinden Halt machen. Eine mutige Bodenpolitik tut not, um die fortschreitende Versiegelung zu stoppen und die Ernährungssicherheit zu garantieren. Die Ausstellungstour ist ein Weckruf.
Im August wird wieder der beliebte Architektur.Film.Sommer den Hof des Az W bevölkern. Das ganze Jahr über wird es ein dichtes Vermittlungsprogramm mit Veranstaltungen sowohl für ein breites Publikum als auch für Fachgruppen geben. Vieles davon wird Eingang in den Media Channel des Az W finden, der in Zeiten der Pandemie ein neues, vielfach internationales Publikum erschlossen hat. Vor Ort machen Exkursionen neue Bauten 1:1 erlebbar, Führungen geben Hintergründe zu den Ausstellungen und Workshops vermitteln Architektur auch an die jüngsten Besucher*innen.
Rückblick 2021
In einer anhaltend schwierigen pandemischen Situation kam die Ausstellung „Boden für Alle“ im richtigen Moment. Sie brachte zur Sprache, was viele Menschen beschäftigt, wie z.B. Klimakrise und mangelnde Ernährungssicherheit durch die zunehmende Versiegelung oder der Anstieg der Wohnungspreise durch Bodenspekulation und Betongold. Mit anschaulich aufbereiteten Zahlen und Fakten, aber auch mit konkreten Lösungsvorschlägen zog die Ausstellung ein interessiertes lokales Publikum an und fand breite mediale Resonanz. Schon im Sommer 2021 begann die Ausstellung ihre Tour durch alle Bundesländer, wo sie in den nächsten zwei Jahren auch in kleineren Gemeinden zu Gast sein wird, stets bezugnehmend auf die lokale Bodenpolitik. Mit der Ausstellung „Tatiana Bilbao Estudio“, der in Mexiko City verorteten Architektin, präsentierte das Az W anschließend wieder eine außereuropäische Position, auch diese mit einem starken Fokus auf gebaute Gerechtigkeit und das Bauen im Einklang mit der Natur.
Schon seit über zwei Jahren laufen im Hintergrund die Vorbereitungen zur neuen Schausammlung, welche die 17 Jahre alte Dauerausstellung zur österreichischen Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts ersetzen wird. Neben der Entwicklung neuer kuratorischer Ansätze für die Präsentation einer Architektursammlung wurde die Gelegenheit für die Ertüchtigung der räumlichen Infrastruktur und für Schritte in Richtung „Grünes Museum“ genutzt. Außerdem konnten bedeutende Neuzugänge in die Sammlung des Az W aufgenommen werden, von historischen Meilensteinen wie einem Konvolut mit Haus-Rucker-Co Zeichnungen bis zu ganz aktuellen Positionen von Anna Heringer oder gaupenraub +/–.
Lockdowns und Publikumsbeschränkungen trieben den Ausbau digitaler und hybrider Formate weiter voran, darunter Vorträge, Symposien, Ausstellungsrundgänge und Webinare für Schulen. Auch wenn das Digitale den physischen Austausch nur teilweise ersetzen kann, so ist es doch erfreulich, wenn bei einem Symposium wie zuletzt bei „Es wird heiß! Stadt im Klimawandel“ über 1000 Menschen online dabei waren. Der Architektur.Film.Sommer konnte im August glücklicherweise vor Ort stattfinden und war an allen vier Abenden ausgebucht, wie auch die beliebten Exkursionen zu neuen Architekturprojekten oder zu Klassikern, wie der Villa Beer.
„Auch 2021 bedeutet die Pandemie eine große Herausforderung für Kultureinrichtungen. Wir hoffen, dass diese Rahmenbedingungen nicht zur Gewohnheit werden und dass das Museum sich bald wieder als konkreter Erfahrungsraum und als Ort für persönliche Begegnungen verfestigen kann. Die Vorteile des Digitalen werden wir selbstverständlich parallel dazu mitnehmen. Unser Dank gilt allen öffentlichen und privaten Unterstützer*innen, die uns zur Seite gestanden sind, vor allem aber dem hervorragenden Team des Architekturzentrum Wien.“
Hannes Swoboda, Präsident Az W
Angelika Fitz, Direktorin Az W
Karin Lux, Geschäftsführerin Az W