Mit dem Ableben Friedrich Achleitners verliert die österreichische Architekturforschung eine seiner prägendsten Persönlichkeiten und das Architekturzentrum Wien einen seiner prononciertesten Förderer und Unterstützer, Wegbegleiter und wunderbaren Freund – eine Lücke, die bleiben wird.
Achleitner studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Clemens Holzmeister. Nach Beendigung des Studiums reizte ihn allerdings mehr die theoretische Beschäftigung mit der Architektur als das Bauen an sich. Als Architekturkritiker, Lehrender und Forschender verbreitete er über viele Jahrzehnte sein umfassendes Wissen zur österreichischen Baukultur. Vermächtnis seiner ausdauernden Recherchen ist das umfangreiche Archiv von Friedrich Achleitner, das im Jahr 1999 von der Stadt Wien angekauft und dem Architekturzentrum Wien übergeben wurde. Nukleus seiner lebenslangen Beschäftigung mit der Baukultur ist sein 5-bändiges Jahrhundertwerk „Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert“. Legendär sind seine Begehungen vor Ort, sein Ordnungssystem in Form eines überbordenden Karteikastens und sein fotografischer Blick. Über 100.000 Bildquellen aus seiner Hand sind heute visuelle Zeitzeugen von nicht mehr existenten bzw. stark überformten Bauten.
„Ein wichtiges Moment ist, dass man nur über Dinge spricht, die man gesehen hat. Und zwar vor Ort. Und die man kennt. Und die man fotografiert.“ (Friedrich Achleitner)
Seine literarische Qualität zeigte sich aber nicht nur in den messerscharfen, pointierten und stets präzisen Texten zur Architektur. Gleichzeitig ist er als Mitbegründer der Wiener Gruppe längst auch in die Literaturgeschichte eingegangen. Gerade in den letzten Jahren trat Achleitner wieder vermehrt mit Prosa in Erscheinung (einschlafgeschichten bzw. wortgesindel, beide Zsolnay Verlag, Wien 2015).
Nun ist Friedrich Achleitner kurz vor seinem 89. Geburtstag verstorben.