Offener Brief zur Erhaltung der NMS Weiz

Innenansicht Schulanlage Weiz, Steiermark, Viktor Hugnagl
© Architekturzentrum Wien, Sammlung, Foto: Friedrich Achleitner

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann Mag. Drexler!
Sehr geehrter Herr Landeskonservator Mag. Dr. Brugger!
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Reisinger!                                                                                                       

Wien, am 3. Juli 2024

Als österreichisches Architekturmuseum haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, das architektonische Erbe des Landes zu bewahren und dessen Qualitäten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unter den zahlreichen Vor- und Nachlässen in unserer Sammlung befindet sich auch das komplette Archiv des Architekten Viktor Hufnagl, aus dem über die Jahre mehrfach Material für diverse Ausstellungen und Publikationen herangezogen wurde. Im Architekturzentrum Wien selbst war die Schulanlage in Weiz im Jahr 2018 eines von 10 österreichischen Highlights der Ausstellung „SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster“. Seit 2021 ist dieser Bau als architektonischer Meilenstein des Bildungswesens und Hauptwerk der österreichischen Architektur nach 1945 in unserer Schausammlung „Hot Questions, Cold Storage“ dauerhaft zu sehen.

Mit Bestürzung haben wir nun erfahren, dass eben diese Schulanlage, die in der Entwicklung des österreichischen Schulbaus eine entscheidende Wende markiert, akut bedroht ist – obwohl sie unter Denkmalschutz steht. Die Schulanlage ist nicht nur anschauliches Beispiel einer authentisch erhaltenen Bildungseinrichtung in brutalistischer Formensprache, sie dokumentiert zudem die Demokratisierung des österreichischen Bildungswesens in den 1960er/70er-Jahren. Der Schulanlage in Weiz kommt daher auf mehreren Ebenen eine besondere Bedeutung zu, was sich auch in den verliehenen prestigeträchtigen Auszeichnungen niederschlug. Die Stadt Weiz erhielt den Bauherrenpreis und die Schule wurde mit dem Österreichischen Staatspreis für Architektur ausgezeichnet. Viktor Hufnagl konnte in Weiz den Typus einer Hallenschule realisieren, die Vorbild für viele weitere Schulbauten war. Als bedeutendes architektonisches Symbol auf mehreren Ebenen ist die Schulanlage jedenfalls unbedingt erhaltens- und schützenswert.

Wir appellieren dringend an die Verantwortlichen, diese Schulanlage zu erhalten und außerdem im Jahr 2024 keine Neubauten mehr zu forcieren, während man Altbauten, die man ertüchtigen kann, um teures Geld verschwinden lässt. Wir sind überzeugt, dass sich gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt eine Lösung finden lässt, das Gebäude zu bewahren und in eine gute Zukunft zu führen.

Angelika Fitz
Direktorin, Az W