e-shop / Bücher

Hintergrund 40

Welt im Modell

Die „Welt im Modell“ - das kann eine Welt im verkleinerten Maßstab bedeuten, oder auf ein Modell verweisen, das in geheimnisvoller Vielgestalt eine ganze Welt in sich birgt. Zu letzterem ist sicherlich der „Club“ zu zählen, der unsere Wahrnehmung mit diversen Maßstab-Sprüngen und Vermischungen zwischen realen und fiktionalen Räumen in Schach hält. Über das Modellfoto, das uns der in Wien lebenden Künstler Lois Renner informell für das Cover dieses Heftes zur Verfügung gestellt hat, hat Nicola Hirner einen Beitrag verfasst, in dem sie den „Imaginierten Räumen und telegenen Gesten“ des Künstlers nachspürt.

7,00 

Beschreibung

In der Architektur ist der Modellbau zwar nicht minder komplex, doch geht es hier häufig um die Optimierung eines Arbeitsprozesses bzw. um eine möglichst unmissverständliche Kommunikation zwischen Architekt*in und Auftraggeber*in oder Nutzer*in. Die bessere Übersicht, leichtere Fasslichkeit und Lesbarkeit sind daher Qualitäten, die in der dreidimensionalen Wiedergabe eines Projekts gefragt sind, sei es im mehr oder minder rohen Arbeitsmodell oder im verfeinerten Präsentationsmodell eines konzeptionell abgeschlossenen Entwurfs. Christian Kern, Professor an der TU Wien am Institut für künstlerische Gestaltung, gibt in seinem Beitrag in die verschiedenen Modellbautechniken heutiger Architekturpraxis Einblick. Eine Reihe von Studierendenentwürfen veranschaulicht die mannigfaltigen Möglichkeiten, sich einem Modell, das zugleich als Prototyp eines Sitzmöbels fungiert, anzunähern.

Im Gespräch mit Franz Hnizdo, der seit 1985 Modellbau an der Universität für angewandte Kunst unterrichtet und auf Rekonstruktionsmodelle historischer Bauten spezialisiert ist, wird deutlich, dass der Modellbau sowohl als Forschungsdisziplin als auch als künstlerische Tätigkeit seine Gültigkeit hat.

Da in der Architektur wie im Modellbau Maßstabsfragen eine wichtige Rolle spielen, haben wir dem Sonderfall Maßstab 1:1 anhand eines legendären Fallbeispiels einen eigenen Beitrag gewidmet. 1968 ließ Karl Schwanzer in den Bavaria Filmstudios auf eigene Kosten ein Funktionsmodell eines Etagensegments des BWM-Hochhauses im Maßstab 1:1 nachbauen, um den noch zögerlichen Vorstand von seiner Projektidee zu überzeugen. Laurids Ortner, der zur Zeit des BMW-Wettbewerbs im Büro Schwanzer gearbeitet hat, erinnert sich im Interview an diese außergewöhnliche Überzeugungstat.

Um den Stellenwert des Modellbaus in seinem ganzen „Artenreichtum“ möglichst praxisnah zu veranschaulichen, haben wir eine kleine Modell-Umfrage unter österreichischen Architekt*innen gestartet, deren erfrischendes Ergebnis Sie ebenfalls im Thementeil dieses Heftes nachlesen können.