Presse

Az W Jahresprogramm 2023

Eine Frau und ein Mann vor großer Tür

Architekturzentrum Wien
© Architekturzentrum Wien, Foto: Lisa Rastl

Das Az W feiert 2023 sein 30-jähriges Jubiläum und eröffnet das Jahr mit einem Plädoyer für eine nachhaltige Zukunft. Die weltweit erste Ausstellung zur pakistanischen Architektin Yasmeen Lari zeigt ihren beeindruckenden Weg von ikonischen Bauten der Moderne zu einer CO2-freien Architektur. Wohin die jüngste österreichische Architekturgeneration in Zukunft will, zeigt sie im Herbst in der Az W-Galerie, während die große Halle zum Gipfeltreffen mit Hans Hollein lädt. Und die unter großem Aufsehen tourende Ausstellung „Boden für Alle“ geht im dritten Jahr ins Finale.

„Architektur trägt Mitverantwortung für die Zukunft. Und das Verhältnis zur Zukunft hat sich seit Gründung des Az W verändert. Heute geht es verstärkt darum, die Architektur zu dekarbonisieren und zu dekolonialisieren“, so Az W-Direktorin Angelika Fitz. Das zeigt die erste Ausstellung des Jahres zu Yasmeen Lari, die 1964 als erste Frau in Pakistan ein Architekturbüro eröffnete. Als im Sommer 2022 ein Drittel Pakistans überflutet war, leistete die über 80-jährige Lari unermüdlich architektonische Katastrophenhilfe. Die Ausstellung „Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft“ umfasst ihr Lebenswerk, von der „Stararchitektin“ zur Begründerin einer Zero-Carbon-Selbstbau-Bewegung. „In Zukunft braucht es eine Architektur, die ein Leben in Würde und Sicherheit für alle ermöglicht und dabei den Planeten schont“, so Yasmeen Lari.

„Das Architekturzentrum Wien betont die gesellschaftliche Bedeutung von Architektur und wird international als Seismograf und Vorbild unter den Architekturmuseen gesehen“, so
Az W-Präsident Hannes Swoboda. Das gilt auch für die Arbeit mit der Sammlung, wo die österreichische Architektur stets in den Horizont der Gegenwart gestellt wird. Im Herbst 2023 wird das Werk des einzigen österreichischen Pritzker-Preisträgers Hans Hollein einer Neubetrachtung unterzogen. In der Ausstellung „Hollein Calling. Architektonische Dialoge“ treffen wegweisende Projekte von Hans Hollein auf aktuelle Bauten von 15 europäischen Architekturbüros. Den Ausgangspunkt bildet das äußerst umfangreiche „Archiv Hans Hollein, Az W und MAK“, das seit mehreren Jahren im Az W aufgearbeitet wird.

Und was beschäftigt die jüngste Architekturgeneration? Wie stellen sie sich ihre Zukunft vor? Unter dem Titel „Zwischen Kostenschätzung, Muttermilch und Bauwende“ wird eine Gruppe junger Architekt*innen im Herbst in der Galerie des Az W ihre Anliegen und Forderungen vermitteln. Bis Ende Jänner werden noch die besten Bauten aus ganz Europa im Az W gezeigt, die ebenfalls Hoffnung auf eine Bauwende machen. Und im dritten Jahr geht die Tour der Ausstellung „Boden für Alle“, die mit ihrem Aufruf zu einer mutigen Bodenpolitik anhaltend für Schlagzeilen sorgt, mit Stationen in Wien, Kärnten, Niederösterreich und dem Burgenland ins Finale.

Mit Spannung wird das Buch zur neuen Schausammlung „Hot Questions – Cold Storage“ erwartet, das im Februar präsentiert wird. Im Sommer heißt es wieder „Film ab“, beim Architektur.Film.Sommer im Hof des Az W. Das ganze Jahr über ist ein dichtes Vermittlungsprogramm geplant, vieles davon ist im Media Channel des Az W zu finden, der in den letzten Jahren ein neues, vielfach internationales Publikum erschlossen hat. Vor Ort machen Exkursionen neue Bauten 1:1 erlebbar und Workshops vermitteln Architektur auch an die jüngsten Besucher*innen.

Rückblick 2022

Nach mehrjähriger Vorbereitung konnte im Februar 2022 die neue Schausammlung des Az W „Hot Questions – Cold Storage“ mit großem Erfolg eröffnet werden und löste damit die alte Dauerausstellung „a_schau“ nach 17 Jahren ab. Sie gibt Einblicke in die bedeutendste und umfassendste Sammlung zur österreichischen Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts. Sieben „heiße Fragen“ erwecken den „stillen Speicher“ zum Leben. Abwechslungsreiche Objektlandschaften machen den Ausstellungsbesuch zum sinnlich-atmosphärischen Erlebnis. „Wien ist damit um eine Top-Attraktion reicher“, schreibt Christian Kühn anlässlich der Eröffnung der neuen Schausammlung in „Die Presse“. Und Maik Novotny in „Der Standard“: „Sowohl in ihrem Konzept als auch in ihrer Erscheinung markiert die Schau eine Zäsur.“

Die Ausstellung „Serious Fun. Architektur & Spiele“ lud zum Staunen, Spielen und Nachdenken und erreichte damit ein breites und junges Publikum. Inwieweit stecken architektonische Erzählungen in Puppenhäusern, nach welchen Leitlinien wachsen Städte in Computerspielen und welche Gebäude bieten Ego-Shootern Schutz vor Angreifern? Die Ausstellung ermöglichte das Eintauchen in bekannte und unbekanntere Spiele, regte aber auch dazu an, einen kritischen Blick auf die Welt der Spiele und ihre gebauten Welten zu werfen. Der Publikumsliebling „Europas beste Bauten“, der alle zwei Jahre präsentiert wird, wurde im Oktober eröffnet. Erstmals stand beim Mies van der Rohe Award 2022 mit dem Town House der Kingston University von Grafton Architects ein Bildungsbau als Gewinner im Mittelpunkt, aber auch gemeinschaftliche Wohnbauten waren stark vertreten. Umbauten, flexible Gebäudekonzepte und regionale Prozesse markieren den Weg in Richtung Bauwende.

Die Ausstellung „Boden für Alle“ war im bereits zweiten Tourjahr in Dornbirn, Ebensee, Gleisdorf, Graz, Innsbruck, Kirchberg am Wagram, Klagenfurt, Kobersdorf, Laßnitzhöhe, Linz, Tulln, Waidhofen an der Ybbs und Wien zu sehen – auf der Messe „Bauen + Wohnen“ sowie im Camillo Sitte Bautechnikum. Sie konnte viele Menschen, gerade auch in ländlichen Gemeinden, wo der Flächenverbrauch besonders akut ist, erreichen und hoffentlich einige Gemeindevertreter*innen zu einem Umdenken anregen. Die Ausstellung „Critical Care. Architektur für einen Planeten in der Krise“ setzte ihre internationale Tour mit einer Station im renommierten De Singel in Antwerpen fort.

„Die Arbeit an der neuen Schausammlung war eine Kraftanstrengung des gesamten Teams, wurde doch die Ausstellunghalle in den barocken Hofstallungen nach 20 Jahren Dauerbetrieb von Grund auf ertüchtigt. Im Zentrum standen low-tech und nature-based Lösungen, die möglichst ressourcenschonend ein gutes Klima für die Objekte und die Besucher*innen schaffen“, so Karin Lux, Az W-Geschäftsführerin. Weitere Bereiche des Az W müssen dringend in den nächsten Jahren umweltgerecht saniert werden. Die Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen im Sommer 2022 war ein wichtiger Schritt hin zum Grünen Museum.

„Wir danken dem großartigen Team des Az W und hoffen angesichts von Teuerung und Sanierungsbedarf weiterhin auf die verlässliche Partnerschaft mit Bund und Stadt Wien. Gerade jetzt braucht es einen kulturellen Ort, wo die Möglichkeit einer guten Zukunft für alle erlebbar wird,“ so Hannes Swoboda, Angelika Fitz und Karin Lux.