Kongress
13. Wiener Architektur Kongress
Architekturen der Freizeit
Wurde der Begriff “Freizeit” traditionellerweise als Gegenpol zur “Arbeit” verstanden, so scheint sich heute dieses Verhältnis zu wandeln. Die arbeitsfreie Zeit galt als Erholungszeit, die von der erwerbstätigen Gesellschaft zur Regeneration genutzt wurde.
Die Entstehung der sogenannten “Erlebnisgesellschaft”, in der sich das Individuum nicht mehr ausschließlich durch die Arbeit definiert, sondern durch Konsum und stark diversifizierte Angebote der Freizeitindustrie seine Persönlichkeit selbst erschaffen kann, eröffnet der “freien Zeit” neue Funktionen. Die Motive für eine solche Verschiebung sind vielfältig, sie mögen darin liegen, dass der Mensch heute mehr arbeitsfreie Zeit zur Verfügung hat als je zuvor, und dass er seinen oft ereignis- und risikolosen Arbeitsalltag in der Freizeit kompensieren muss. Die in Zukunft unausweichliche neue Gewichtung der Erwerbslosigkeit wird aufgrund ökonomischer Zwänge wiederum zu neuen Bedeutungs-verschiebungen der freien Zeit jenseits des Konsums führen müssen.
Die Identitätsbildung durch Konsum im weitesten Sinn hat eine Industrie hervorgebracht, deren Auswirkungen auf die gebaute Umwelt unübersehbar sind und wichtige Aufgaben für die Architekten und Planer darstellen.
Große Einkaufs- und Unterhaltungszentren werden ebenso wie die Stadien ans Stadtrandgebiet ausgelagert und bilden dort die isolierten Festungen für kontrollier- und steuerbare Sport- und Ereigniswelten. Anderenorts entstehen neue Stadtgefüge, die – als Erlebnis- und Shoppingzentren großmaßstäblich geplant –, dem Ort ein völlig neues Gesicht geben und diesen im günstigsten Fall neu beleben. Selbst die klassischen Stätten der “Erholung” werden mit Mehrwert aufgeladen: der Badeurlaub dient der “Wellness”, die Hotels werden zu Themenparks oder von Feng Shui Beratern spirituell optimiert. Natur wird Teil der Architektur, und falls nicht vorhanden, künstlich in biosphärischen Gefäßen erzeugt.
Die baulichen Bedürfnisse der Freizeitindustrie waren immer schon wichtige Themen in der Architektur, allerdings stand lange Zeit das Erlebnis im Vordergrund, Objekt und Hülle wurden selten thematisiert. Eine neue Verschmelzung von Stadt und Natur, von Urbanem und Bukolischem, von Vorhandenem und aus filmischen Szenarien Entlehntem erzeugt heute neue Erlebniswelten. Der 13. Wiener Architektur Kongress zeigt neue Beispiele, wie die Architektur von der Hülle zum eigenständigen Gerät, zum Instrument der Freizeit und der Sehnsuchtsproduktion mutiert. Selbst ausgestellt und nicht mehr nur Bühne allein. Er handelt von inszenierten Naturen, von Auto- und ähnlich fremdartigen Welten.
Programm Fr. 11.11.2005
Programm Fr. 11.11.2005
19.00
Eröffnung
Christoph Chorherr, Gemeindrat der Wiener Grünen
19.15
Dietmar Steiner, Direktor Architekturzentrum Wien
Architekturspektakel: Erlaubt ist was gefällt!
19.45
David E. Rogers, The Jerde Partnership, Los Angeles
„Placemaking“ for the great body of ordinary people
Kongress-Moderation: Bart Lootsma, Architekturtheoretiker, Wien
Simultanübersetzung: deutsch/englisch
Programm So. 13.11.2005
Programm So. 13.11.2005
14.00
Michael Zinganel, Architekt und Kulturtheoretiker, Wien
(Stationäre oder) Ephemere Bühnen in alpinen Erlebnislandschaften
15.00
Frank Roost, Stadt- und Regionalplaner, Berlin
Eventworld Autostadt Wolfsburg, Deutschland
16.00-16.30 Pause
16.30
querkraft architekten, Architekten, Wien
Adi Dassler Brand Center
17.30
Delugan_Meissl Associated Architects, Architekten, Wien
Porsche Museum
18.30-19.00 Pause
19.00
Hermann Tilke, Architekt, Aachen, Deutschland
Rasende Architekturen
20.00 Abschlussdiskussion
Kongress-Moderation: Bart Lootsma, Architekturtheoretiker, Wien
Simultanübersetzung: deutsch/englisch
Programm Sa. 12.11.2005
Programm Sa. 12.11.2005
14.00
Klaus Thien, Historiker, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung, Wien
Die Geschichte der Freizeit
15.00
Rod Sheard, Architekt, HOK, London
Sport Stadia – architecture of the new global culture
16.00-16.30 Pause
16.30
Annette Baldauf, Soziologin, New York / Wien
MQ, Technologies of Vision and the Myth of Social Integration
17.30
Dorit Margreiter, Künstlerin / Wien
18.30-19.00 Pause
19.00
Hal Rothman, University of Nevada, Las Vegas
Vision, Shape, and Scope: Las Vegas and the Transformation of the Face of Leisure
Kongress-Moderation: Bart Lootsma, Architekturtheoretiker, Wien
Simultanübersetzung: deutsch/englisch