Spätestens seit der von der Stadt Wien in Auftrag gegebenen Studie über personenbezogene Straßennamen, worin der Roland-Rainer-Platz als „Fall mit Diskussionsbedarf“ eingestuft wurde, traten Fragen zu den biografischen Selbstauslassungen des Architekten in Bezug zur NS-Zeit auf.
Roland Rainer (1910–2004) zählt zu den bedeutendsten österreichischen Architekt*innen des 20. Jahrhunderts. Seine Bauten sind Identitätsträger für ein modernes und demokratisches Österreich.
Rainers Siedlungskonzept für die „gegliederte und aufgelockerte Stadt“, in Ansätzen realisiert am Mauerberg in Wien (1962–1963) und in Puchenau bei Linz (ab 1963), gilt bis heute als wichtiges Modell für den verdichteten Wohnbau. In der NS-Zeit eignete sich Rainer in der Deutschen Akademie für Städtebau, Reichs- und Landesplanung das Wissen der städtebaulichen Grundlagenforschung an, das ihm nach 1945 als Basis für eine Reihe von theoretischen Publikationen diente. Die Kontinuität der Konzepte im Werk Rainers und seine berufliche Karriere verweisen auf seine Anpassungsfähigkeit an die verschiedenen politischen Systeme. In Publikationen und Texten von und über Rainer wurde bisher die NS-Zeit aber ausgeklammert.
Die Übernahme des Nachlasses in die Sammlung des Az W 2015 gab Anlass, sein Œuvre und seine Biografie neu zu befragen. Im SammlungsLab #3 werden nun in Kooperation mit der Akademie der bildenden Künste Wien die ersten Ergebnisse einer im In- und Ausland erfolgten umfassenden Archivrecherche präsentiert und zur Diskussion gestellt.
Kuratorinnen: Ingrid Holzschuh, Monika Platzer, Waltraud Indrist
Gestaltung/Grafik: Waltraud Indrist